Pluto - Planet der Hölle?

Obwohl Pluto so klein ist, dass er von Astronomen vor einigen Jahren zum Zwergplaneten degradiert wurde, steht er in der Astrologie für große Auswirkungen auf das Horoskop und das Leben eines Menschen. (Der Einfachheit halber werde ich Pluto weiterhin in meinem Blog als Planeten bezeichnen, wie dies die Astrologen schon seit ewigen Zeiten gemacht haben und damit zum Ausdruck brachten, dass Himmelskörper wie Pluto am Himmel umherwanderten, während die Sterne scheinbar unverrückbar am Himmel standen.)

Plutos Namensgeber ist der römische Gott der Unterwelt. Muss man von dem Planeten der Hölle nun wirklich Katastrophen im persönlichen Leben erwarten? Oder was bedeutet Pluto im Radix und Transit wirklich?

Pluto ist der Planet der Extreme. Wer unter seinem Einfluss geboren wurde, z.B. Menschen mit der Sonne im Zeichen Skorpion, den zieht alles Extreme an. Menschen mit starkem Plutoeinfluss wollen an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen. Alles Verbotene zieht sie an. Macht und Sexualität sind weitere Themen, die sie faszinieren. Sie geben sich nicht mit Mittelmaß zufrieden. Leben im Mittelmaß finden sie furchtbar. Doch bei richtigen Krisen wachsen sie über sich hinaus. Solche Menschen werden in der Regel auch häufiger mit dem Thema "Stirb und Werde" konfrontiert, sei es im konkreten oder im übertragenen Sinn. Im Leben dieser Menschen gibt es häufig dramatische Umwälzungen. Ebenso müssen sie sich oft mit den Themen "Macht" und "Ohnmacht" auseinandersetzen. Auf ihre Umgebung üben solche Menschen eine unglaubliche Anziehungskraft aus.

Doch wie wirkt sich Pluto aus, wenn er im Transit über Planeten oder andere sensitive Punkte (Aszendent, Himmelsmitte) des Horoskops hinwegläuft? In den klassischen Prognosebüchern liest man meist düstere Voraussagen. Als ich 1982/83 begann, mich mit Astrologie zu beschäftigen, lief Pluto gerade über das Quadrat zu meiner Sonne. In Reinhold Ebertins Buch "Transite" konnte ich zu diesem Transit Folgendes lesen: "Nachteile durch Herrschsucht oder Überheblichkeit, in Lebensgefahr kommen, körperlich dulden, Märtyrertum, anhaltende Krankheit (Herzstörungen), Trennung von einem Mann, Aufhebung der Ehegemeinschaft durch höhere Gewalt." Gleichzeitig lief auch noch Saturn über das Quadrat zu meiner Sonne, was von weiterem Unheil künden sollte. Nichts von all dem passierte. Ich geriet nicht in Lebensgefahr, ich hatte keine anhaltende Krankheit, keine Herzstörungen, es gab auch keine Aufhebung der Ehegemeinschaft durch höhere Gewalt. Mein Leben verlief eigentlich recht unspektakulär. Mit einer Ausnahme! Ich begann mich mit Astrologie zu beschäftigen. Ich, ein junger Mann, der gerade mit seinem Physikstudium begann, beschäftigte mich gleichzeitig mit der für mich und meine Umwelt damals so verachteten Astrologie. Ein angehender Naturwissenschaftler konnte sich doch nicht ernsthaft mit Astrologie beschäftigen! Und ich versuchte daher, dieses Interesse möglichst gut zu verbergen. Ich fühlte mich zwar unwohl in meiner Haut ob meines ungewöhnlichen Interesses, aber die prophezeiten Katastrophen, die Pluto für mein Leben bringen sollte, blieben aus. Schon damals fragte ich mich, warum das so war. Denn ich sah in meiner Umgebung durchaus, dass anderen Menschen ein Plutoübergang über ihre Sonne oder andere wichtige Punkte in ihrem Horoskop schon ziemlich zu schaffen machte. Warum wirkte Pluto dann bei mir nicht als der Planet der Hölle? Kurz nachdem der Plutotransit über das Quadrat zu meiner Sonne vorbei war, fand ich für mich eine Erklärung. Eine Erklärung, die sich im Laufe der Zeit immer mehr erhärten sollte. Was war also passiert? Was hatte ich anders gemacht als meine Mitmenschen, die unter Plutos Transit so litten?

Pluto ist der Planet der Transformation, des Stirb-und-Werde. Wenn dieser Planet über wichtige Punkte in einem Horoskop läuft, verlangt er, der Herr der Unterwelt, eine tiefgreifende Transformation. Er verlangt, dass wir uns von einer zu eng gewordenen Haut befreien, dass wir loslassen, dass wir Altes sterben lassen und uns dem Neuen, Unbekannten öffnen. In dieser Zeit sollen wir eine Art Neugeburt erleben. Altes wird eingerissen und auf den Ruinen wird Neues gebaut. Wenn wir es richtig machen, erstehen wir wieder neu aus den Ruinen wie ein Phönix aus der Asche. Nun ist eine solche Zeit für uns nicht einfach. Alte Gewohnheiten sterben und funktionieren nicht mehr. Neue Gewohnheiten haben wir noch nicht etabliert. Wir wissen während eines Plutotransits nicht einmal, wo die Reise hingeht. Wir wissen nicht, welche neuen Strukturen aus den Ruinen entstehen. Wir sind unsicher. Wir haben Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten. Wir sind verletzlich wie eine Schlange, die sich gerade gehäutet hat. Und unsere typische Reaktion ist es, sich Neuem und Veränderungen gegenüber zu widersetzen. Es ist wie das Trägheitsgesetz in der Physik: Ein Körper behält seine gleichförmige Bewegung unverändert bei, bis eine äußere Kraft auf ihn einwirkt. Und so geht es uns auch. Wir verharren gerne im Bekannten, Vertrauten. Pluto lässt das aber nicht zu. Der Gott der Unterwelt treibt uns dazu, alte Gewohnheiten abzulegen. Und wenn wir es nicht freiwillig machen, widerfährt uns die Transformation von außen, dann bringen äußere Ereignisse und andere Menschen diese in unser Leben. Wenn wir aber freiwillig Altes hinter uns lassen und bereit sind, uns Neuem zu öffnen, dann kann so eine plutonische Transformation mit weniger Schmerzen vonstatten gehen. Was war also passiert?

Pluto will die Veränderung, die Öffnung, das Abstreifen alter Vorstellungen und Verhaltensweisen, die zu eng geworden sind. Was war mir zu eng geworden? Ich sah nur die wissenschaftliche Welt, die Gesetze der Physik, der Chemie, der Naturwissenschaften ganz allgemein. Die nichtstoffliche Welt, die Metaphysik, andere Weltbilder hatten keinen Platz in meinem Leben, in meiner Vorstellungskraft. Doch das änderte sich jetzt. Ich lernte mit der Astrologie eine neue Sicht der Welt kennen. Eine Sicht, die nicht kausal war, sondern gleichzeitig und parallel. Wo nicht das eine Ereignis das andere bewirkte, sondern beide gleichzeitig waren, man aber aus der Existenz des einen die gleichzeitige Existenz des anderen folgern konnte, ohne dass das eine das andere erzeugte. So wie man am Barometer den aktuellen Luftdruck ablesen kann, das Barometer aber nicht den Luftdruck erzeugt, so lernte ich, dass ich an den Sternen den Charakter und in weiten Teilen auch den Lebensplan eines Menschen ablesen konnte, ohne dass die Sterne den Charakter oder das Schicksal des Menschen erzeugten. Sie zeigen es einfach nur an, ähnlich wie ein Barometer den Luftdruck anzeigt. Und ich öffnete mich diesem Weltbild, einem Weltbild, das so völlig anders als das Weltbild der Wissenschaft war, dem sogenannten "senkrechten Weltbild" wie es Rüdiger Dahlke in seinem berühmten Buch "Das senkrechte Weltbild" nennt. Senkrecht deshalb, weil beide Weltbilder zwar dieselbe Realität beschreiben, aber aus zwei völlig unterschiedlichen Blickwinkeln.

Das Geheimnis, so erkannte ich, war also, dass ich bereit war, die große Veränderung anzunehmen, die Pluto mir brachte. Ich war bereit zu akzeptieren, dass es mehr als das naturwissenschaftliche Weltbild gibt. Für einen bis dahin ausschließlich wissenschaftlich geprägten Menschen war das eine unglaubliche Transformation, eine Transformation, die Angst machte. Angst, was die Menschen in meiner Umwelt sagen würden, wenn sie es erfahren würden. Doch das war auch die einzige negative Erfahrung, die ich durch Pluto machte.

Und so begann ich das Prinzip der sogenannten "negativen" Transite zu erkennen, der Transite, von denen die alten Bücher und Astrologen behaupteten, dass sie Schlimmes für den Menschen brächten. Was sie wirklich bringen, ist eine besondere Zeitqualität, eine Zeitqualität, in der wir aufgefordert sind, die Prinzipien zu leben, die dem jeweiligen Planeten von den alten Astrologen zugeschrieben wurden und die sich häufig mit den Eigenschaften der Götter decken, deren Namen sie tragen. Wenn wir bei Pluto also freiwillig bereit sind, unser Leben völlig zu verändern, bereitwillig Altes sterben zu lassen und uns auf das Neue, das Unbekannte einzulassen, dann können wir diese Zeit recht positiv und konstruktiv verbringen. Wenn wir aber dieser Veränderung Widerstand entgegenbringen, dann treffen wir selbst auf Widerstände. Dann werden auf einmal all die negativen Prognosen aus den alten Astrologiebüchern wahr. Die Hölle, die wir gegebenenfalls unter Plutotransiten erleben, erschaffen wir uns also selbst, indem wir uns weigern, uns weiterzuentwickeln.

Für mich steht seit Anfang dieses Jahres und noch für einige Jahre wieder ein wichtiger Plutotransit ins Haus, dieses Mal über meinen Aszendenten. Und ich bin schon gespannt, wie mich dieser Transit verändern wird, was in meinem Leben überholt ist und sterben muss und welche neuen Eigenschaften ich nach diesem Plutotransit an mir entdeckt und entwickelt haben werde. Eins kann ich schon feststellen. Dieses Mal scheint das Entdecken eines neuen Weltbilds nicht das Hauptthema zu sein. Dieses Mal scheint es um das Thema Tod zu gehen. Noch gibt es keine Todesfälle in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis. Aber dieses Thema drängt sich mir seit Monaten immer wieder auf. Und aus meinen mittlerweile 35 Jahren Erfahrungen mit der Astrologie weiß ich, dass es nichts nützen würde, dieses Thema von mir zu schieben. Dann würde es nur um so heftiger - und unkontrollierter - in mein Leben drängen. Nein, ich muss es annehmen, mich damit beschäftigten und entdecken, was dieses Thema für mich bedeutet und wie es mich in meiner persönlichen Entwicklung weiterbringen kann. Widerstand ist zwecklos! Denn man kämpft schließlich nur gegen sich selbst. Und wie eine Schlange sterben würde, wenn sie sich nicht häuten würde, so würden wir auch im übertragenen Sinne sterben, wenn wir uns diesem Häutungsprozess widersetzten.